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Rezension

Europakonzert: Gut gemeint, aber nicht gut gemacht
Rostock. Wenn die Politik symbolisch wird, dann wird die symbolische Kunst politisch. So war es nicht überraschend, dass die "Freunde und Förderer der Kulturstiftung Rostock e. V." zur Feier des historischen 1. Mai 2004, zur Feier der Aufnahme zehn europäischer Staaten in die EU, ein Europa-Festkonzert im Katharinensaal der HMT veranstalteten. Aber wenn man hier schon so beflissen die Musik in den Dienst der Politik nimmt, dann sollte man es nicht nur mit einer leeren Geste tun.

Die Grundidee war naheliegend: Die "Bereicherung, bei der keiner ärmer wird", wie Vereinsvorsitzender Wolfgang Methling in seiner Eröffnungsrede die EU-Erweiterung charakterisierte, sollte musikalisch sinnfällig werden. Einerseits sollte wohl Musik aus diesen zehn Ländern erklingen, andererseits sollten sich Musiker aus diesen Ländern, sofern sie an unserer international gut bestückten HMT studierten, präsentieren. Aber was herauskam, war ziemlich armselig, denn für die notwendige Vollständigkeit reichten die Rostocker Möglichkeiten nicht aus und hatte man nicht genug Zeit und Mühe in die Programmvorbereitung investiert.

Nur einmal trafen die beiden Anliegen wirklich zusammen, als der polnische Cellist Bronislav Madziar Kompositionen seines Landsmannes Grudzinski spielte. Ansonsten spielten die Solisten (aus Estland die Harfenistin Cornelia Lootsman, aus Tschechien die Gitarristin Anna Lauterbachová, aus Lettland die Bratscherin Linda Skride und aus Litauen das Klavierduo Vilija Poskute und Tomas Daukantas) das, was man immer so spielt, dazu noch in der um sich greifenden Fast-Food-Manier, also ein Häppchen Händel, zwei Häppchen Vivaldi, zwei Häppchen Telemann und ein Häppchen Mozart. Und da man in der Eile nichts Vorspielbares aus Zypern, Malta und Slowenien gefunden hatte, spielte man kurzerhand deren Nationalhymnen, wie unbedacht, denn Nationalhymnen sind meist keine musikalischen Meisterwerke und schon gar keine Konzertstücke. Ungarn gar sah sich repräsentiert durch einen "Ungarischen Tanz" des Deutschen Brahms, gespielt vom deutschen Klavierduo Constance Seyfarth und Rico Gatzke, und für die drei slowakischen Volkslieder hatte man auch nur die deutsche Sopranistin Ruth Geigle gefunden.

Bei solch einem solchen, mit heißer Nadel gestrickten Quodlibet, wie auf Zuruf entstanden, wollte sich dann auch nicht der rechte musikalische Festesglanz einstellen; die Mecklenburger Kammersolisten, die den orchestralen Teil übernommen hatten, haben unter der Leitung von Kristian Commichau auch schon inspirierter gespielt.

Gut gemeint das Ganze, gewiss, aber nicht gut gemacht. Hoffentlich ist es kein ungewolltes Zeichen für das, was da gefeiert werden sollte.

Heinz-Jürgen Staszak


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